Öffentliche Toiletten mag vermutlich niemand. Und dabei ist es egal, ob diese im Büro (meistens annehmbar), in Restaurants (häufig ganz ordentlich), in Kaufhäusern (gerade noch so annehmbar) oder auf Autobahnraststätten (sehr häufig eher eklig) sind.
Die Waschbecken sind in den meisten Fällen aber tatsächlich ordentlicher als die Toiletten – klar, da setzt sich ja auch keiner drauf. Hände waschen ist da in aller Regel nicht das Problem, wenn man mal vom leeren Seifenspender absieht.
Aber mal unter uns, werter Leser: Sind Sie jemals mit wirklich trockenen Händen aus einer öffentlichen Toilette gekommen? Egal, welches System zur abschließenden Trocknung der Hände vorgesehen ist: Es ist entweder kaputt, leer oder erfüllt seinen eigentlichen Sinn nicht. Kennen Sie alle Systeme?
Der Klassiker bzw. „wie Zuhause“
Wir alle kennen und lieben es: Das Frottee-Handtuch. Je nach Verwendung von Weichspülern eher rauh-kratzig oder kuschelweich. Bedarf eines regelmäßigen Tausches, da es irgendwann völlig durchnässt oder aber dreckig ist. Letzteres sollte eigentlich gar nicht passieren, denn schließlich wäscht man sich ja vorher die Hände.
Über die Hygiene bei diesem Produkt sollte man lieber nicht nachdenken, denn das Handtuch bildet mit seinen Eigenschaften (warm und etwas feucht) tolle Bedingungen für unerwünschte Untermieter, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind. Genau das wird auch einer der Gründe sein, weshalb sie in weiten Teilen nur bei uns zu Hause und nicht öffentlich eingesetzt werden.
Klassiker deluxe
Die etwas luxuriösere Variante zum aufgehängten Handtuch ist das Handtuch von der Rolle. Dabei wird ein (fast) endloses Stoff-Handtuch auf eine Rolle gewickelt und so in einen Apparat gespannt, dass man unten am Kasten das Handtuch herausziehen kann und sich bequem die Hände mit einem hygienisch einwandfreien Handtuch abtrocknen kann. Kurze Zeit später rollt sich das Handtuch auf eine zweite Rolle automatisch auf, so dass der zuvor benutzte Teil verschwindet und der nächste Gast wieder ein reines Stück Stoff hervor zaubern kann.
Blöd nur, wenn der gesamte Apparat mal wieder klemmt oder die Rolle mit dem sauberen Tuch leer ist. Dann wird der noch rausschauende Abschnitt gern zum einzig verfügbaren, dauerhaft nassen Handtuch für die Massen.
Feinster Zellstoff
Ebenfalls hübsch hygienisch sind Papiertücher, die man meist neben dem Waschbecken findet. Entweder liegen Sie als halb-durchweichter, unansehnlicher Stapel auf dem Waschbeckenrand oder aber sie werden formschön in einen Kasten gesperrt, so dass man immer nur eines am unteren Ende herausziehen kann. Dabei wurden die einzelnen Tücher so ineinander gelegt, dass sich immer bereits das nächste Tuch zeigt, sobald man eines herausgezogen hat.
Wenn ich davor stehe guckt meistens leider kein Tuch heraus. Und so stehe ich dann dort mit nassen, tropfenden Händen, versuche das unterste Tuch irgendwie heraus zu bekommen, was aber aufgrund des Drucks der darauf liegenden fantastilliarden Tücher nahezu unmöglich ist. Währenddessen läuft das Wasser von der Hand über das Handgelenk in den Ärmel, so dass die Hand irgendwann doch fast von selbst trocken wird. Dafür ist dann der Ärmel nass und die andere Hand wischt man sich einfach an der Hose ab.
Zellstoff von der Rolle
Offenbar hat das Problem mit dem nassen Ärmel auch mal einen Erfinder gestört, der daraufhin einen Kasten entwickelte, welcher nach Betätigen eines Hebels ein Papiertuch zum Vorschein bringt. Nach Hebel-Betätigung muss man dann noch das Papier ruckartig abreißen, denn ähnlich wie bei den oben erwähnten Stoff-Handtüchern, wird auch hier das Papier auf eine Rolle gewickelt. Da es aber unpraktisch ist, nasses Papier nach dem Abtrocknen durch den Nutzer wieder aufzuwickeln, wird hier das Papier anschließend einfach entsorgt.
Leider funktioniert auch dieses System nur eingeschränkt, denn wie so oft scheitert die gute Idee am Anwender: Entweder das Papier zerreißt kreuz und quer in kleine Fetzen, so dass es zum Abtrocknen nicht mehr zu gebrauchen ist, oder aber die Rolle ist mal wieder leer.
Ui, Technik
Vermutlich war es ein Hygiene-Freak, der den Hebel des soeben erläuterten Systems durch einen kleinen Sensor und einen Elektromotor ersetzt hat. Die Probleme blieben aber identisch.
Viel heiße Luft
Die Idee des Haartrockners auf Hände anzuwenden war eine der vermutlich sinnlosesten und gleichzeitig erfolgreichsten Erfindungen der Menschheit. Statt Handtüchern aus Stoff oder Papier wurde auf Knopfdruck (bzw. später durch Sensor-Erkennung) dem trocknungswilligen Nutzer heiße Luft um die Hände gepustet. Diese Geräte hingen eine Zeitlang gefühlt in allen Restaurants, Autobahnraststätten und Kaufhaustoiletten. Aber auch hier tauchen die Probleme in der Anwendung auf: Mal ist die Luft zu kalt, mal ist sie zu heiß, dann ist der Luftstrom so schwach, dass man ihn kaum spürt und somit ist letztlich doch der Erfinder der Hose wieder einmal derjenige, dessen Erfindung für trockene Hände sorgt.
Der Stürmische
Die vermutlich modernsten Geräte auf dem Markt sind auch in der Anwendung eher anspruchsvoll. Sie hängen häufig auf Hüfthöhe in der Nähe des Waschbeckens und bestehen letztlich nur aus einer länglichen Öffnung, die am oberen Ende angebracht ist. Sobald man seine Hände dort hinein hält, versucht der Apparat mit ohrenbetäubenden Getöse dem Nutzer die Hände auf Höhe der Handgelenke mittels vieler kleiner Winddüsen abzutrennen. Bewegt man dann seine Hände rauf und runter, sollen die vielen kleinen Pustedinger vermutlich das Wasser von den Händen runterblasen bzw. die an den Händen haftenden Wassertropfen in so kleine Einzeltropfen zerteilen, dass die Körperwärme die Reste schlicht verdunsten lässt.
Das Einzige, was dabei wirklich funktioniert, ist, dass ich immer Angst um meinen Ehering habe. Denn die Kombination Wasser plus Minitornado lässt den Ring fröhlich über den Finger rutschen. Daher halte ich es mit diesen Geräten meistens nicht lange aus und wische die restliche Nässe – Sie ahnen es – an meiner Hose ab.
Handtuch to go
Jeder hat sie (fast) immer dabei und dennoch werden ihre Trocknungsqualitäten völlig unterschätzt: Die Hose – der einzig wahre, zuverlässige und dennoch nur heimliche Star unter den Handtrocknungssystemen. Nach dem Händewaschen einfach die Hände kurz an der Hose reiben – fertig. Die Hose trocknet aufgrund der direkten Nachbarschaft zu den Beinen und deren Wärme relativ fix und man hat die Hände sofort wieder trocken und einsatzbereit.
Ein Pro-Tipp des Autors: Wer nicht möchte, dass andere ständig auf die leicht klammen Hosenbeine starren, nutzt zur Handtrocknung entweder die rückseitig liegenden Hosenteile (Was interesst es mich, wie andere auf meinen nassen Po starren?!) oder aber steckt die nassen Hände einfach in seine Hosentaschen. So erfrischt die Kühle des Wassers auch gleich noch eine Zeitlang die Oberschenkel.
Variante meiner Friseurin: Mit den nassen Händen durch die Haare fahren. . . Zitat: „Deine Haare haben auch Durst“. . . Funktioniert prima. . . Hände trocken, Haare glücklich und fangen sich vor lauter Freude sogar an zu kringeln Das macht dann mich glücklich (was vor allem Leute verstehen, die wissen, daß ich von Hause aus eher ‚Schnittlauchlocken‘ habe)