Ach, die Welt ist voller Missverständnissen, Irritationen und lustigen Übersetzungen. Aber der Reihe nach:
Als mir meine geliebte Frau beim Frühstück erzählte, Justin Bieber würde beim Eurovision Song Contest in Stockholm die Publikumsbespaßung in der Abstimmungs-Phase übernehmen, ist mir vor Schreck beinahe das Marmeladenbrot aus er Hand gefallen. Mein jüngster Sohn war ebenfalls so geschockt, dass er seine Tasse mit Kakao umschmiss. Ob er mit seinen 19 Monden tatsächlich deshalb die Tasse vom Tisch warf oder ob es nur die Verkettung unglücklicher Umstände war, versuche ich später noch zu klären.
Im Geiste ging ich erst einmal meine möglichen Notfall-Pläne für solche Fälle durch.
Die bittere Erkenntnis kam sehr schnell: Ich habe keine Notfall-Pläne für den Fall, dass so ein kleiner Affe seinen post-pubertären Besitzer auf die große ESC-Bühne schubst. Ich habe nicht mal ein Notfall-Plänchen oder die Idee eines Plans.
Als ich dann wieder klar denken konnte, machte ich mir in Gedanken erst einmal eine Liste mit möglichen Optionen, wie ich mit der Erkenntnis, dass ein kleiner Junge (Entschuldigung, ich vergesse immer, dass auch andere älter werden…) ein seltsamer Junge bei meinem einzig festen Fernsehtermin im Jahr einen Auftritt haben soll:
- Option 1: Den ESC nicht gucken. ⇒ Völlig abwegig!
- Option 2: Den ESC nicht gucken, sondern nur auf Twitter verfolgen. ⇒ Langweilig bei einer Musik-Show.
- Option 3: Während der Abstimmungsphase den Fernseher ausmachen. ⇒ Durchaus denkbar, aber dann bekommt man nicht mit, wenn es weiter geht.
- Option 4: Während der Abstimmungsphase aufs Klo gehen. ⇒ Tatsächlich ein recht realistisches Ausweichmanöver. Abstimmen kann man auch vom stillen Örtchen aus.
Das Thema beschäftigte mich dann noch ein Weilchen, bis ich soeben las, dass nicht Justin Bieber, sondern Justin Timberlake die Pause beim ESC füllen soll. Gut, das löst die Probleme nur bedingt, aber ich kann mir auch nicht für jeden Notfall neue Lösungs-Optionen ausdenken. Während ich meine memorierte Ausweichtaktik also für den kleinen Justin strich und für den größeren Justin mit identischem Inhalt neu niederschrieb, fiel mir auf, dass die beiden gleichen Vornamen tragen. (Wäre dieser Text ein Stand-Up-Comedy-Programm würde ich hier eine Pause machen und auf Lacher warten. Also bitte, werter Leser, lachen sie -jetzt-.)
Und die Nachnamen stehen ja durchaus auch in einem amüsanten Verhältnis. Denn wenn man sich überlegt, dass ein Biber mittels Holz einen Fluss gestaut hat und somit ein See entstanden ist, dem die dort ansässigen Ureinwohner den wohlklingenden Namen „Holzsee“ gaben, dieser Name aber in Vergessenheit geriet und der See durch den modernen Menschen dann plump „Timberlake“ genannt wurde, der dort ansässige Biber in der Zwischenzeit einen so gewaltigen Anflug von Größenwahn bekam, dass er sich zwecks Unterscheidung von seinen Artgenossen nur noch „Bieber“ nannte, dann hätte man sehr viel unzusammenhängenden Nonsens in seinem Kopf, der einen überhaupt nicht weiterbringt.
Um noch einmal auf die oben erwähnten Optionen zurück zu kommen, werde ich mich wohl meinem Schicksal fügen. Vielleicht stelle ich mir einfach vor, dass neben Australien nun auch die USA beim Eurovision Song Contest mitmachen dürfen. Ja, ich denke, das ginge…
Was war nun eigentlich mit dem Kakao meines Sohnes? Hatte er tatsächlich ob der schockierenden Informationen seiner Mutter sein Entsetzen ausdrücken wollen? War es mangels fertig ausgebildetem Sprachzentrum die Geste für „Wenn der Bieber singt, trinke ich meinen Kakao nicht aus!“? Oder war es bloß ein Versehen, bei welchem die Gabel beim Brot-aufpieken versehentlich in den Tassenhenkel eingefädelt wurde, er anschließend dann das Brot mit Schwung zum Mund führte, der Kakao dabei seine große Chance auf Freiheit erahnte, der Tasse „Ade!“ zurief und beide getrennte Wege gingen flogen? Nun, dies wird womöglich für immer ein Mysterium bleiben.
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