Abkürzungen sind eine tolle Sache: Man muss nicht viel schreiben und hat trotzdem viel gesagt. Das ist besonders deshalb interssant, als das ja niemand „Zett-Punkt-Be-Punkt“ sagen würde sondern eher „Zum Beispiel“ – schon allein deshalb, weil letzteres eine Silbe kürzer ist. Abkürzungen machen eigentlich nur in schriftlicher Kommunikation Sinn. Beim Sprechen sind sie meist eher hinderlich.
Viele Abkürzungen sind landläufig bekannt und müssen deshalb auch nicht weiter erläutert werden. Fast jeder weiß, was sich hinter MfG, ggf. oder auch usw. verbirgt. Abkürzungen müssen sich aber auch erst einmal einbürgern. Vor einigen Jahren konnte kaum jemand etwas mit HDL oder LOL anfangen – heute ist vor allem die mobile, digitale Kommunikation ohne diese Zeichenfolgen kaum denkbar.
Manch eine Abkürzung wird aber auch im Sprachgebrauch verwendet, ohne dass sich kaum jemand über die Bedeutung Gedanken macht boder diese überhaupt kennt. Dabei kann sich z. B. um Markennamen handeln. Allerdings kann man den zugehörigen Unternehmen durchaus auch eine gewisse Absicht unterstellen. Oder wer weiß schon, was sich hinter DHL verbirgt? (DHL wurde 1969 von Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn gegründet. Und jetzt raten Sie mal, werter Leser, wofür die Abkürzung „DHL“ steht…) Aus der Medizin kennen wir auch Abkürzungen, die in den Sprachgebrauch eingegangen sind – bspw. ADHS oder HIV.
Die (Haar-) Wurzel allen Übels
Gestern sah ich nun einen Werbespot im Fernsehen der sich mit dem Thema Haarausfall beschäftigte und mehrfach auf das „böse“ DHT verwied, welches die Ursache für die Kahlköpfigkeit sein könnte. Da diese Abkürzung im gesamten Spot nicht erklärt wurde (oder ich diese einfach nur übersehen hatte), schaute ich einfach mal schnell in einer großen Online-Enzyklopädie nach. Das Ergebnis warf mich um: Schuld am Haarausfall vieler Menschen ist das „Dehnberger Hof Theater“ (kurz DHT)! Dieses kleine Theater auf einem Bauernhof in der Nähe Nürnbergs ist also die (Haar-) Wurzel allen Übels, das Haar in der Suppe der Glatzenträger. Wer hätte das gedacht?! Und dagegen hatte nun irgendein Unternehmen ein Mittelchen entwickelt. Sagenhaft.
Nun stellte sich mir spontan die Frage der Anwendung: Muss der Wirkstoff auf die Augen (damit man das DHT nicht mehr sehen muss), in die Ohren (damit man das DHT nicht mehr hören muss) oder auf die Füße (damit man nicht mehr zum DHT gehen kann) aufgetragen werden? Oder muss man zum DHT fahren, mit dem Mittel anderen Besuchern den (ggf. haarlosen) Kopf waschen (um ihnen so die Augen zu öffnen) und die Flasche erbost auf die Bühne werfen?
Vielleicht ist das aber auch nur eine gute Marketing-Strategie. Ich hatte ja bis gestern noch nichts vom DHT gehört und habe mich nun bereits intensiv damit beschäftigt. Ich habe mir sogar die Website des DHT angesehen. Wenn mir morgen die Haare ausfallen, dann weiß ich zumindest, warum. Und dann muss ich mir eben jenes Mittelchen kaufen. Und wenn ich dann auch noch tatsächlich nach Dehnberg fahren und eine Eintrittskarte kaufen muss, um die Flasche auf die Bühne zu werfen, dann haben sowohl der Hersteller als auch das Theater Geld verdient. Geniale Strategie – wieso fällt mir sowas immer nicht ein?
Ach, liebe Leser: meiden Sie das DHT! Die Folgen wären womöglich viel komplizierter für Sie, als Sie jetzt noch denken.
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