Ich finde es immer wieder faszinierend, was man durch einfache Alltagsbeobachtungen lernen kann. Kinder lernen z. B. auf diese Art und Weise Sprechen und Laufen.
Nur scheinen manche Menschen diese Fähigkeiten im Laufe Ihres Lebens zu verlieren. Bei manchen geschieht dies schneller, bei manchen langsamer und bei manchen auch vorsätzlich. Ein zuverlässiges Mittel, um sich beider Dinge schnell und kurzfristig zu entledigen ist Alkohol. Wer auf den Kater am nächsten Morgen verzichten will, kann es auch mal mit einer Schlaftablette probieren – im Schlaf läuft und spricht man (in der Regel) ja nicht.
Interessant werden aber vor allem linguistische Beobachtungen, wenn man (wie ich) viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Denn hier treffen unterschiedlichste Menschen aufeinander, die im Normalfall alle irgendeiner Sprache mächtig sein sollten.
In Hannover muss man bei einigen Busunternehmen grundsätzlich vorne einsteigen und den Fahrschein vorzeigen. Dieses Prozedere muss jeder Fahrgast durchführen und funktioniert auch meistens recht reibungslos. Personen ohne Fahrschein haben zudem die Möglichkeit einen Karte beim Faherer käuflich zu erwerben. Betrachten wir doch einmal die Abläufe an einer handelsüblichen Haltestelle irgendwo in der Region Hannover:
Der Bus nähert sich der Haltestelle, an welcher bereits einige Schüler gefährlich nah an der Bordsteinkante um den vordersten Platz rangeln und einige weitere Personen auf den Bus warten. (Wer zuletzt einsteigt, bekommt womöglich keinen Sitzplatz mehr…) Ohne eine Person zu verletzen hält der Bus und der Fahrer öffnet die Tür.
Fahrer (freundlich): Guten Morgen.
Schüler 1: …
Schüler 2: …
Schüler 3: …
Fahrer (freundlich): Guten Morgen.
Schüler 4: …
Person 1: …
Fahrgast 1 (unfreundlich, von hinten): Hey, ich will aussteigen!
Fahrer öffnet die Tür.
Schüler 5: …
Schüler 6: …
Schüler 7: Ich habe meine Fahrkarte vergessen. Kann ich so mitfahren.
Fahrer (nickt): Na klar.
Schüler 7: …
Fahrer (etwas weniger freundlich): Guten Morgen.
Person 2: …
Person 3: …
Schüler 8: …
Person 4 legt schweigend ein paar Münzen vor den Fahrer.
Fahrer (leicht genervt): Ja?
Person 4: Einmal.
Fahrer: Wieviele Zonen?
Person 4: Eine.
Fahrer: Wohin möchten Sie denn?
Person 4: Nach Großburgwedel.
Fahrer: Dann brauchen Sie aber zwei Zonen.
Person 4: OK.
Fahrer: Nur hin oder hin und zurück?
Person 4: Nur hin.
Fahrer druckt die Fahrkarte aus und gibt Wechselgeld raus.
Fahrer: Bitte schön.
Person 4: …
Dieses Theater wiederholt sich nahezu jeden Morgen. Ich wage mal zu behaupten, dass sich auch Busfahrer über ein freundliches „Guten Morgen“ freuen. Und Gedankenlesen gehört sicherlich auch nicht zur Ausbildung eines Busfahrers.
Aber wechseln wir doch mal (leicht) das Thema: Der Bilderdienst Flickr begrüßt seine Mitglieder jedes Mal in einer anderen Sprache und erklärt dabei auch gleich immer, wo man denn diese Sprache spricht. Ich wurde heute morgen mit folgenden Zeilen begrüßt:
Namaskara Sebastian Stein!
So begrüßt man jemanden auf Kannada!
Sicherlich geht es Ihnen ähnlich wie mir, lieber Leser. Mein erster Gedanke war: Ah, das ist sicherlich so eine Eingeborenen-Sprache in Kanada. Dann fiel mir auf, das Kanada falsch geschrieben war und davor das Wörtchen „auf“ stand. Da Kanada keine Insel ist (zumindest solange nicht, wie es das Territorium der USA noch gibt), machte das alles keinen Sinn. Ein kurzer Blick bei Wikipedia half mir dann aus der Verwirrung: Kannada ist eine Sprache, die im indischen Bundesstaat Karnataka gesprochen wird.
Was lernen wir nun aus den beschriebenen Dingen: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold und manchmal sollte man einfach mal die Klappe aufmachen und den Busfahrer mit einem fröhlichen „Namaskara“ begrüßen.
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