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Schwarz

Heute ist einer dieser Tage, an denen alles anders ist. Der Altar in der Kirche ist nicht so reich geschmückt wie sonst – es fehlt sogar die Tischdecke. Noch brennen zwar die Kerzen, aber auch die werden im Laufe des Gottesdienstes ausgeblasen. Und ab heute schweigen die Glocken. Es wird dunkel und still. Und an der Kanzel hängt dazu passend ein Stück Stoff, das in den meisten Gemeinden nur einmal im Jahr herausgeholt wird: Die liturgische Farbe für den heutigen Karfreitag ist Schwarz. Schwarz – das ist die Farbe des Todes und der Trauer. Schwarz ist die Abwesenheit von Licht.

Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, dann tragen wir bei Beerdigungen auch häufig schwarze Kleidung. Schwarz, weil wir traurig sind, dass dieser Mensch nun nicht mehr bei uns ist. Zumeist ist es dann auch sehr ruhig bei der Trauerfeier und am Grab.

Dunkelheit

Als Jesus starb, trauerten nicht nur seine Freunde und seine Familie. Nein, auch Gott trauerte. Er löschte ebenfalls das Licht – im heutigen Predigttext (Matthäus 27,33-54) lesen wir von einer drei Stunden dauernden Finsternis zur Mittagszeit. Dunkelheit bedeutete damals, als es noch keine Straßenlaternen und Smartphone-Taschenlampen gab, den absoluten Stillstand. Wer im Haus war, konnte eine Lampe anzünden. Aber wer außerhalb von Städten und Dörfern unterwegs war, war quasi blind, zumal ja in dieser speziellen Situation nicht einmal der Mond leuchtete. Alles war Schwarz. Die Welt stand still.

Gott brachte mit dem Tod seines Sohnes das größte Opfer, dass er bringen konnte. Warum? Das sagt uns das Votum für diesen Tag:

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Johannes 3,16

Gott hat die Welt geliebt. Die Welt – das umfasst die ganze Schöpfung, also auch uns. Er hat uns Menschen geliebt, er liebt uns noch immer und er wird uns immer lieben. Und weil dies so ist, konnte Jesus auch für alle unsere Schuld sterben – die bereits begangene, die aktuelle und die, die wir noch begehen werden. Ohne Jesus und seinen Opfertod am Kreuz wären wir verloren. Mit Jesus sind wir gerettet und haben das ewige Leben.

Schwarz & Weiß

Eigentlich ein Grund zur Freude. Aber diese Freude bricht sich erst am Ostersonntag Bahn. Dann ist der Altar wieder geschmückt, dann brennen hier wieder die Kerzen, dann läuten wieder die Glocken. Und die liturgische Farbe ist dann Weiß. Weiß, das ist die Farbe des Lichts und der Auferstehung. Und das ist auch der Grund, warum am Ewigkeits- bzw. Totensonntag, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, nicht Schwarz sondern Weiß eingesetzt wird: Wir dürfen uns freuen und auf die Auferstehung hoffen. Auch bei Trauerfeiern habe ich schon öfter gesehen, dass die Verstorbenen noch vor ihrem Tod darum gebeten haben, bunte Kleidung bei der Beerdigung zu tragen – als Zeichen der Freude darüber, dass die verstorbene Person gerettet ist.

Freuen dürfen wir auch heute. Wir können zum Beispiel fröhlich die Lieder im Gottesdienst singen. Wir dürfen uns freuen, weil wir bereits das Ende der Geschichte kennen: Jesus besiegt den Tod, über den wir heute noch trauern.


Im Rahmen meiner Tätigkeit als Mitglied des Kirchenvorstands der ev.-luth. Elia-Kirchengemeinde gehört es auch zu meinen Aufgaben, regelmäßig die Gemeinde im Gottesdienst zu begrüßen und dabei auf den Wochenspruch einzugehen. Der vorstehende Text ist eine leicht veränderte Variante meiner Begrüßung vom 29.03.2024, dem Karfreitag.

Veröffentlicht in Glaubensimpulse

Bildquellen

  • schwarzes Kreuz: Greg Rosenke auf Unsplash

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