Der Wochenspruch für den 9. Sonntag nach Trinitatis steht im Lukasevangelium:
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.
Lukas 12,48
Mein erster Gedanke war, dass Jesus hier womöglich Geld meint. Wer viel Geld hat, soll auch viel geben. Das ist aber gar nicht gemeint.
Jesus erzählt im Kontext dieses Verses ein Gleichnis von zwei Knechten, die von ihrem Herrn als Verwalter in seiner Abwesenheit eingesetzt werden. Ich erzähle Ihnen mal die Kurzfassung: Der eine macht es gut, der andere nicht. Und dann sagt Jesus (direkt vor unserem Wochenspruch) sinngemäß das folgende: Wer den Willen seines Herrn kennt, danach aber nicht handelt, wird hart bestraft. Wer hingegen den Willen seines Herrn NICHT kennt und diesem unbekannten Willen zuwiderhandelt, der wird nur leicht bestraft. Und dann folgt eben unser Wochenspruch:
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.
Was bedeutet das für uns? Nun, meiner Erfahrung nach ist es häufig gar nicht so einfach, den Willen Gottes zu erkennen. Was ist sein Plan mit jedem Einzelnen von uns? Was möchte er, dass jeder Einzelne von uns tut? Schwierige Fragen…
Wenn wir diese konkreten Fragen nicht beantworten können, können wir aber nach übergeordneten Aufgaben suchen. Da wäre zum Beispiel der Missionsbefehl: Jeder Christ hat die Aufgabe, andere Menschen zu Jesus zu führen. Und das muss nicht hier auf der Kanzel geschehen oder predigend auf dem Marktplatz. Nein, alles, was wir Christen tun, kann und soll Menschen zu Jesus führen. Egal, ob wir es alleine tun, oder im Rahmen der Gemeinde.
Wir haben alle unsere von Gott gegebenen Gaben. Das ist das, was Gott uns anvertraut hat. Jeder von uns kann irgendetwas besonders gut. Der eine kann guten, leckeren Kaffee kochen, dessen Duft Menschen einlädt, noch zum Kirchenkaffee zu bleiben. Eine andere ist die geborene Begrüßerin am Eingang, immer mit einem Lächeln im Gesicht und einem offenen Herzen für jeden Menschen. Wiederum ein anderer kann penibelst putzen und hat auch noch Spaß daran (das bin wohl nicht ich). Und noch jemand hat ein tiefgreifendes Technik-Verständnis oder ist wunderbar musikalisch. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir all unsere verschiedenen Gaben einsetzen und so Menschen zu Jesus führen – egal ob direkt oder indirekt – dann erfüllen wir Gottes Willen.
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Mitglied des Kirchenvorstands der ev.-luth. Elia-Kirchengemeinde gehört es auch zu meinen Aufgaben, regelmäßig die Gemeinde im Gottesdienst zu begrüßen und dabei auf den Wochenspruch einzugehen. Der vorstehende Text ist eine leicht veränderte Variante meiner Begrüßung vom 01.08.2021, dem 9. Sonntag nach Trintiatis.
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